Vom Tennissport zum Segeln … eine wunderbare Erfahrung in der großen GTV-Familie

Unser GTV-Mitglied Klaus-Jürgen Kräft gibt Einblicke auf seinen Weg zum Segelsport

Als Mitglied der GTV-Tennisabteilung habe ich über viele Jahre aktiv  Tennissport betrieben. Leider musste ich aus gesundheitlichen Gründen den mit großer Begeisterung ausgeübten Sport so stark einschränken, dass ich mich weder leistungs- noch freizeitorientiert auf dem Tennisplatz wiederfand. Es war also Zeit,  alternative Sportaktivitäten in den Blick zu nehmen. Und da waren sie – die schönen Erinnerungen an Sportarten rund um das Element Wasser.

Im Frühjahr 2016 habe ich mich dann der neu gegründeten Segelabteilung angeschlossen. Damit konnte  ich dem Hauptverein in jedem Fall weiterhin verbunden bleiben und gleichzeitig mein  neues sportliches Ziel  Segeln in den Blick nehmen. Nun ist  es ja als Segelneuling nicht leicht, sich überhaupt erstmal einen Überblick über die wichtigen  Dinge dieser Sportart zu verschaffen:  Was für ein Ausbildungswissen ist erforderlich, was verlangt der Gesetzgeber an Nachweisen für die Schiffsführung auf den Meeren/Gewässern und wo bitteschön kann ich all das in Theorie und  Praxis umsetzen.  –  Alles kein Problem, denn bei all diesen Fragestellungen konnte ich mich auf das große Erfahrungswissen der Mitglieder der Segelabteilung verlassen. Und wie nicht anders zu erwarten, heißt es  vor dem  Segelvergnügen erst einmal: Lernen, Lernen, Lernen.

Nun sind wir hier in Gütersloh und Umgebung ja eher diejenigen, die einen etwas weiteren Weg zum Wasser in Kauf nehmen müssen. Doch die Theorie für die vorgeschriebenen Bootsführerscheine kann man sich in Gütsel sozusagen um die Ecke aneignen. So habe ich mich für die Ausbildung beim Gütersloher Verein  Ars Nautica entschieden. Für mich persönlich genau der richtige Anbieter für den Seebootführerschein See und Binnen.

In wöchentlichen  Unterrichtseinheiten von 2 Stunden vermitteln die Ausbilder den Lehrgangsteilnehmern/innen die speziellen seemännischen Kenntnisse und Fähigkeiten  Stück für Stück. Und das Gute an den Unterrichtsabenden war, dass man auch mal fehlen durfte und nicht Gefahr lief, den verpassten Unterrichtsstoff nicht nachholen zu können. So geben die Ausbilder auch schon mal Extraunterricht, um alle Kursteilnehmer/innen auf den gleichen Ausbildungsstand zu halten.  Am Ende jedoch sind die anfangs vielen kleinen Puzzle in Frage und Antwort zu einem Ganzen zusammengefügt.

Irgendwann heißt es dann: Hinein in die Prüfung in Theorie und Praxis. Im November 2016 war es dann so weit. Vor dem Prüfungsausschuss in Münster musste das Gelernte unter Beweis gestellt werden. Der  praktische Prüfungsteil mit den vorgeschriebenen Motorbootmänovern  fand  auf einem Kanalabschnitt statt.  Doch meinem eigentlichen Ziel, Segeln zu lernen, bin ich mit diesen Bootsführerscheinen noch nicht wirklich näher gekommen.

Was folgte, war konsequenter Weise der nächste Schritt: Die Ausbildung zum Sportküstenschifferschein  (SKS).  Auch diesen sog. Skipper-Schein für Segeljachten bietet der Verein Ars Nautica in seinem Ausbildungsprogramm an. Es war aber schnell klar, dass im Rahmen der SKS-Ausbildung alles bisherige Gelernte um ein Vielfaches breiter und tiefer  behandelt werden würde. Es waren unendlich viele Informationen, die es galt, in den nächsten Wochen und Monaten aufzunehmen, zu verstehen und zu verarbeiten. Einmal mit dem Segelboot auf See müssen viele Dinge gelernt sein: Kartennavigation, Kursbestimmung, Berechnung von Wind- und Stromversatz, Motorkunde, Sicherheitsfragen, Seemannschaft, Seeschifffahrtszeichen, Lichterkennung, Segelmanöver u.v.m.  All das zu Lernen dauert seine Zeit. Ein gutes halbes Jahr ist man damit beschäftigt, bis die für die theoretische Prüfung notwendigen Kenntnisse sitzen. Wenn dann die zwei Prüfungsteile (Fragenkatalog und Kartenaufgaben jeweils 90 Min.) bestanden sind, kann erst einmal durchgeatmet werden. Der vielleicht schwierigere Teil der Gesamtprüfung ist absolviert.

Was noch fehlt ist die praktische Prüfung . Dafür geht es Ende Mai 2018 zur Vorbereitung  für 12 Tage auf die Ostsee. Im Hafen von Großenbrode (nahe Fehmarn) liegt die SAMANA, die vereinseigene Segeljacht von Ars Nautica. Es sind Tage des intensiven Trainings, denn Segelmanöver, Kommandostrukturen, das Trimmen der Segel, das Zusammenspiel von Rudergänger und Vorschoter, das An- und Ablegen, das Wenden auf engen Raum, die Rettung einer über Bord gefallenen Person, die Navigation, das Führen des Logbuches, Nachtfahrten unter Lichterkennung und noch vieles mehr werden immer und immer wieder eingeübt. Und das braucht Zeit.

Bei bestem Segelwetter waren wir auf unseren Törnstrecken  Boltenhagen, Orth, Kirchdorf, Kühlungsborn, Gedser (Dänemark), Wismar, Niendorf und Travemünde selten vor 22.00 Uhr im jeweiligen Hafen. Die Nachtfahrt unterm Sternenhimmel  in den Hafen von Wismar war dann nicht nur ein besonders Highlight, sondern zugleich auch mit dem Anlegemanöver morgens um 2.00 Uhr ein langer Segeltag.  Am Ende waren im Logbuch 433 Seemeilen (entspricht rd. 800 km) eingetragen, weit mehr als die für die praktische Prüfung geforderten 300 Seemeilen.

Die Ausbilder haben uns in dieser Zeit „fit“ gemacht für die Aufgaben auf See. Das musste jetzt jeder nur noch am letzten Tag des Praxistörns unter den Augen der an Bord gekommenen Prüfer unter Beweis stellen. Anspannung und eine gewisse Nervosität machte sich breit, hoffentlich klappt alles, was die Prüfer an Manövern  sehen wollen. Doch die Crew  arbeitet auch unter dem Druck der Prüfung gut zusammen, die Segelkommandos kommen klar, laut und eindeutig.  Die Prüfer sind zufrieden und wir, die Prüflinge, atmen auf:  Prüfung  bestanden, die Freude darüber ist groß.

Als Segelneuling habe ich mich vor zwei Jahren auf den Weg gemacht, immer begleitet und unterstützt von den GTV-Segelfreunden. Bei den Segeltörns auf dem Ijsselmeer oder der Ostsee waren es die Tipps und Ratschläge der langjährigen und erfahrenen Skipper/innen Markus, Sabine, Ewald oder Peter aus der Segelabteilung , von denen ich viel Praxiswissen  für die Prüfungen mitnehmen konnte.  Der Weg bis hierhin war nicht immer nur Spaß, es war auch eine Portion Arbeit dabei. Aber ich bin froh, jetzt nach zwei Jahren am Ziel angekommen zu sein.

Und nun beginnt der Segelspaß auch richtig: Im September 2018 geht es mit 10 Leuten aus der GTV-Segelabteilung für 1 Woche zum „Blauwassersegeln“ nach Griechenland. Alle, die dabei sind, haben „Lust auf Meer“.